Über uns

Wohnen auf St. Pauli war für die Meisten eine bewusste Entscheidung – für einen lebendigen, bunten, lauten, immer wachen, unkonventionellen Stadtteil. Einige von uns leben seit mehr als zwanzig Jahren auf St. Pauli und haben sich selbst durch die Umsiedlungsmaßnahmen aus den Häusern in der Bernhard-Nocht-Straße nicht vertreiben lassen. Hier konnten und können wir unser Leben gestalten wie wir es wollen. Hier waren Experimente möglich. Hier lebt man mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen und lernt das echte Leben kennen. Hier interessierte es nicht wie du aussiehst, was du besitzt, was du arbeitest. Hier musstest du aber auch aufpassen nicht dem Falschen auf die Füße zu treten. War in der Regel aber machbar. Immer war man auch umgeben von der Geschichte St. Paulis mit seinen Seeleuten, Rock’n’Rollern, Hafenarbeitern, Sexarbeiterinnen, Kneipen, Touristen, Sexshops und, und und.

Keiner von uns will hier weg!

Niemand darf ohne Notwendikeit entwurzelt und vertrieben werden.

Es gibt definitiv keinen vernünftigen Grund für diese Gewalt gegen uns.

Schon wieder sollen Viele im Interesse eines Einzelnen verdrängt werden.

Unsere Kommentare:

…Niemals!

…mit den Füßen zuerst!

…wir waren, wir sind und werden auch weiterhin St. Pauli sein.

Warum müssen wir die Politiker immer wieder daran erinnern, dass wir die Mehrheit sind. Wir sind hier zu Hause, gehen unserer Arbeit nach, leben unser Leben und wollen nicht um jeden Preis die ganz grosse Knete. Nur zur Erklärung: Politiker sind Volksvertreter und nicht Profitvertreter. Wir wählen diese Menschen um unsere Interessen zu vertreten. Für keinen der bisherigen Bewohner wird es möglich sein, die Wohnungen zum Preis den die Gier vorgibt zu bezahlen. Eigentlich war durch Politik und Bezirksamtsleiter versprochen dass durch die soziale Erhaltungsverordnung die Häuser der Erichstraße 29 und 35 nicht in Eigentumswohnungen umgewandelt werden dürfen.  Versprochen, gebrochen!

Über drei Jahre mussten wir eine Baustelle direkt unter unseren Fenstern hinnehmen, die die Nerven bis zum Zerreißen strapazierte. Wäre dort günstiger Wohnraum entstanden, kein Problem. Aber bei Wohnraum mit bis zu 15.00 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter haben wir diesen Stress in erster Linie für den Profit des Bauträgers KBB und dem jetzigen Besitzer ertragen. Durch eine Ausnahmegenehmigung durfte von 7.00 Uhr bis 19.00 Uhr und selbst am Samstag gearbeitet werden. Nach Fertigstellung waren unsere neuen Nachbarn…eigentlich Mitbewohner, weil die neuen Häuser derart eng an unsere Häuser gebaut worden sind, dass man sich beim Frühstück die Marmelade zureichen kann.

Durch die enge Bebauung ist es sowohl in den unteren Etagen unserer Häuser wie auch in den Neubauten derart dunkel, dass wir selbst bei strahlendem Sonnenschein das Licht einschalten müssen.

Woher bekommt man nur eine Genehmigung für eine derartige Bebauung?

Trotzdem bleiben wir.

Ein Gedanke zu “Über uns

  1. Bis 2004 habe ich selbst in der Erichstraße 29 gewohnt. Dann bin ich in die Kastanienallee gezogen, gegenüber den Essohäusern. Für meine direkte Nachbarschaft und somit auch St.Pauli, habe ich mich seit 2011 aktiv eingesetzt. Derzeit lebe ich in Toulouse und musste aus der Ferne mitbekommen, wie der jahrelange Einsatz offensichtlich ohne Erfolg blieb. Doch die Ereignisse zum Jahreswechsel haben St.Pauli aufgerüttelt. Daher waren alle Bestrebungen bis zum heutigen Tag nicht umsonst.
    Nun erfahre ich, dass mein erster Wohnsitz auf dem Kietz ebenfalls dem Wandel zum Opfer fallen soll.
    Ihr habt meine Unterstützung aus der Ferne (1500km). Ich hoffe ihr organisiert euch im Initiativen-Netzwerk S.O.S St.Pauli mit Anlaufstelle GWA, Kölibri, damit ich von Südfrankreich aus auf das Geschehen in St.Pauli-Süd Einfluss nehmen kann.
    Gruß aus Toulouse,
    *christoph*“

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